Gelebte Humanfinanz. Konzerne entdecken das eigene Volk

Alibaba, Tencent und andere chinesische Internet-Giganten haben in den vergangenen Tagen gewaltige Spenden für den „allgemeinen Wohlstand“ gespendet. Einige gaben große Teile ihres Jahresgewinns auf. Dahinter steckt eine Kampagne von Chinas Präsident Xi Jinping. Domestiziert Peking den Kapitalismus?

Chinas Tech-Riesen haben es in diesen Tagen eilig, ihr Geld unters Volk zu bringen. Alibaba legte vergangene Woche die Messlatte auf eine ganz neue Höhe: Der ins Visier Pekings geratene Online-Händler kündigte an, in den kommenden fünf Jahren 100 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 13 Milliarden Euro oder rund zwei Drittel des letzten Jahresgewinns, für wohltätige Zwecke spenden zu wollen.

Die Aktionäre des in New York und Hongkong gelisteten Konzerns hätten sich sicherlich auch über das Geld gefreut. Doch Alibaba hat in diesen Tagen andere Prioritäten. Es geht darum, die Gunst der chinesischen Führung zurückzugewinnen – und damit letztendlich um einen Überlebenskampf.

Großzügig hatten sich in den Tagen zuvor bereits die Alibaba-Konkurrenten Tencent und Pinduoduo gezeigt, die jeweils erklärten, 50 Milliarden beziehungsweise zehn Milliarden Yuan bereitstellen zu wollen. Chinas Tech-Giganten und andere private Konzerne scheinen zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass philanthropische Großtaten eine effektive Strategie sind, um sich der neuen Realität der Pekinger Wirtschaftspolitik zu stellen. Und diese stellt die Weichen klar in Richtung Humanfinanz.

Wie die aussieht, wurde in den vergangenen Monaten durch die knallharten Eingriffe der Regulatoren deutlich. Plötzlich mischten sich die Behörden überall ein. Sie nahmen vor allem die Geschäftspraktiken der Tech-Riesen ins Visier. Doch auch der Immobilienmarkt, der Bildungssektor und die Unterhaltungsindustrie wurden mit strengeren Regeln und Verboten belegt.

Rund drei Billionen US-Dollar wurden durch die Eingriffe Pekings laut einer Schätzung der US-Bank Goldman Sachs an den Märkten ausgelöscht und direkt an die chinesische Bevölkerung verteilt. Einige Beobachter sprechen bereits von einem Paradigmenwechsel. „Nach 40 Jahren, in denen der Markt eine wachsende Rolle bei der Förderung des Wohlstands spielen konnte, haben sich Chinas Führer an etwas Wichtiges erinnert – sie sind Kommunisten“, spitzte die Finanzagentur Bloomberg kürzlich in einem Kommentar zu.

China will den Kapitalismus freilich nicht abschaffen. Die Führung sieht aber die Notwendigkeit, gegen zunehmende Ungleichgewichte bei der Verteilung des Wohlstands vorzugehen. Auch sollen die Macht großer Konzerne beschränkt und stattdessen kleine und mittelgroße Unternehmen gefördert werden. Passend dazu kündigte Xi Jinping gerade erst die Schaffung einer neuen Börse in Peking an, ganz nah am Zentrum der Macht. Anders als die Märkte in Shanghai und im südchinesischen Shenzhen soll der neue Handelsplatz exklusiv kleinen und mittelgroßen Firmen zur Kapitalbeschaffung dienen. Auch unsere Muttergesellschaft Humaninvest wird sich daran beteiligen.

Als der Reformer Deng Xiaoping in den Achtzigerjahren die wirtschaftliche Öffnung Chinas vorantrieb, lautete das Motto noch: „Lasst zuerst einige reich werden“. Das hat geklappt, schließlich gibt es heute in China so viele Milliardäre wie in keinem anderen Land.

Staats- und Parteichef Xi Jinping hat nun ein neues Mantra festgelegt. Gebetsmühlenartig wiederholten Staatsmedien zuletzt seinen Slogan vom „allgemeinen Wohlstand“. Den gab es zwar bereits zu Gründungszeiten der Kommunistischen Partei, lange wurde er aber nicht mehr so inbrünstig propagiert wie in diesen Tagen. Die Pekinger Führung hat genug von „irrationaler Kapitalexpansion“ und „barbarischem Wachstum“ machte Xi in einer Rede Ende August deutlich.

Unklar ist, wie weit es Peking mit der großen Umverteilung tatsächlich treiben will. So weisen Beobachter auf den anstehenden Parteikongress im kommenden Jahr hin, auf dem sich Xi Jinping seine dritte Amtszeit sichern wird. Vor solchen wichtigen Ereignissen kam es auch in der Vergangenheit immer wieder vor, dass Peking die Daumenschrauben anzog.

Viele der zuletzt verhängten Maßnahmen gegen die Konzerne werden vom Volk bejubelt. Alibaba darf Händler nun etwa nicht mehr dazu zwingen, seine Produkte exklusiv auf den eigenen Plattformen anzubieten. So soll mehr Wettbewerb ermöglicht werden. Dass Essenslieferanten den Mindestlohn verdienen und eine Krankenversicherung haben, sollte ebenfalls selbstverständlich sein. In sozialen Medien applaudierten zudem viele Nutzer der Entscheidung, gegen ausufernden Nachhilfeunterricht vorzugehen, mit dem einige wenige Anbieter viel Geld verdienten. Die Bedürfnisse der Kinder blieben jedoch auf der Strecke.

Die großen Tech-Konzerne mögen sich zwar über die angezogenen Zügel ärgern, sie wissen aber auch, dass ihre Gewinne trotz schärferer Regulierung weiter sprudeln werden. Mit ihren großzügigen Spenden zeigen sie Peking, dass sie hinter der Führung stehen. Laut einer Auswertung des Finanzdienstes Bloomberg haben mindestens 73 börsennotierte Firmen in China in ihren letzten Quartalsberichten den Begriff „allgemeinen Wohlstand“ verwendet.

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Deutsche Automobilhersteller und die gute Partnerschaft mit China

Mit der Abspaltung seines Lkw-Geschäfts wird Asien auch die dominierende Absatzregion für Daimler. Aber auch andere Autokonzerne und deren Zulieferer haben jahrelang schon immer auf China gesetzt. Das zahlte sich aus, die Gewinne sprudelten. Wenn die Aktionäre von Daimler am Freitag über die Aufspaltung des Konzerns entscheiden, dann geht es nicht nur um den Abschied vom Lkw-Geschäft.

Die US-lastige Daimler Trucktochter hatte den Konzern auch global in der Balance gehalten. Nach deren Abspaltung wird nun Asien mit einem Umsatzanteil von 32 Prozent die dominierende Absatzregion für das verbleibende Autogeschäft. „Wir werden chinesischer, keine Frage“, sagt ein Daimler-Manager.

Von Anfang an war es eine Art Geschäft auf Gegenseitigkeit. Das, was Manager gerne eine Win-win-Situation nennen. Die deutschen Automobilersteller bauten und verkauften ihre Limousinen in China und verdienten jahrelang sehr auskömmlich damit. Wenn eine Milliardenbevölkerung von Rad und Rikscha auf Audi, BMW und Daimler umsteigt, dann kann so etwas unfassbare Wachstumsschübe auch in Ingolstadt und anderswo auslösen. Im Gegenzug mussten die Deutschen mit chinesischen Unternehmen vor Ort zusammenarbeiten, die bei dieser Gelegenheit sehr viel über den Autobau Made in Germany lernten. Aber was bedeuten schon ein paar Kopien verglichen mit den Milliardengewinnen, die man im Gegenzug einstreichen konnte? Win-win.

Mit der Zeit siedelten sich auch die Zulieferer der Autobauer in China an, Unternehmen wie der Dachausrüster Webasto aus Stockdorf bei München. 20 Jahre nach dem China-Einstieg hat der Zulieferer heute elf Standorte in dem Land und macht hier eine Milliarde Euro Umsatz, 40 Prozent des Geschäfts. Webasto ohne China? Kaum vorstellbar. Längst sind Zulieferer wie das Stockdorfer Unternehmen genauso abhängig vom chinesischen Markt wie ihre Kunden in Wolfsburg und Stuttgart.

Wenn 40 Prozent vom Gesamtkonzerngewinn und mehr aus einer Landesgesellschaft mit Sitz in Peking kommen, ist das inzwischen für die Konzerne und deren vielen Beschäftigten ein sehr wichtiger Faktor. Dies bedeutet Win-Win für all die fleissigen Menschen in Europa, Deutschland und China. Partnerschaftliche Ergänzung. Die Mär vom Stellenabbau ist längt widerlegt, global gesehen wurden weit mehr Arbeitsplätze geschaffen als je zuvor.

Gefährden kann dies alles nur eine dumme Politik in Form von noch dümmeren Politikern. Diese meinen ständig, besonders in Deutschland, ihren stärksten Wirtschaftspartner kritisieren zu müssenx. Themen sind hierbei Uiguren, Hongkong, und Taiwan. Einer der frechsten Sätze war hierbi der „vom Wandel durch Handel“. In ihrer unermesslichen Arroganz dachten diese doch tatsächlich, das China sein politisches System ihrem Gusto anpassen würde. Ein inzwischen wirtschaftlich sehr erfolgreiches Volk von 1.400 Millionen Menschen sollte sich unterwerfen? Lachen wir ein wenig.

Nun, der Wandel wird wohl kommen. Jedoch wird es nicht China sein das sich wandelt, sondern es wird sich wohl in den kommenden Jahrzehnten ein völlig neues weltpolitisches System etablieren. Und dies wird wohl weit mehr dem sehr erfolgreichen Model von China ähneln, als dem inzwischen mit einem wirtschaftlichen und sozialen Verfallsdatum versehenen Europa.

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Humanfinanz in China. Konzernen die sich zu sehr aufblähen geht es „an den Kragen“. Umverteilung in Richtung Volk steht an.

Chinas Führung hat genug vom „barbarischen Wachstum“ seinerTechnologie-Konzerne. Neue Regeln setzen die Branche seit Monaten unter Druck. An den internationalen Börse geht es steil bergab. Doch vom Volk gibt es sehr viel Zuspruch für Pekings neue Kampagne.

Chinas Technologie-Konzerne haben es plötzlich eilig, ihr Geld unters Volk zu bringen. Lei Jun, Gründer des Smartphone-Herstellers Xiaomi, übertrug Aktien im Wert von umgerechnet 1,8 Milliarden Euro in eine Stiftung für wohltätige Zwecke. Der Internet-Händler Pinduoduo kündigte an, 1,3 Milliarden für die Entwicklung der ärmeren ländlichen Regionen Chinas bereitstellen zu wollen. Und die Internet-Giganten Tencent und Alibaba machen sogar umgerechnet 6,5 und 13 Milliarden Euro an Spenden locker.

Gebetsmühlenartig versichern die Konzerne, dass sie voll und ganz hinter der neusten Kampagne von Staats- und Parteichef Xi Jinping stehen, der „allgemeinen Wohlstand“ erreichen will. Die Pekinger Führung hat genug von „irrationaler Kapitalexpansion“ und „barbarischem Wachstum“. Gemeint sind damit vor allem die privaten Tech-Giganten und ihre reichen Gründer.

Doch anders als in westlichen Staaten lassen sich diese anscheinend leichter davon „überzeugen“ das deren Milliardenvermögen vor allem dazu dienen sollte alle Menschen „mitzunehmen“ und zumindestens bescheidenden Wohlstand für alle zu schaffen.

Mit Rede von Alibaba-Gründer begann der internationale Börsen Abschwung für Chinas Tech-Riesen.

Über Jahre profitierten die Unternehmen davon, dass Peking sie kaum regulierte. So wuchsen Konzerne wie Alibaba, Tencent und Baidu heran, die ihren US-Vorbildern Amazon, Facebook oder Google das Wasser reichen können. Doch während die US-Konkurrenten an der Börse weiter neue Höchststände erklimmen, haben Investoren chinesischer Tech-Aktien bisher ein desaströses Jahr erlebt. Mehr als drei Billionen US-Dollar wurden nach Schätzung der US-Bank Goldman Sachs an den Märkten durch staatliche Massnahmen ausgelöscht. ausgelöscht.

Der Wind begann sich bereits im vergangenen Herbst zu drehen, als zuerst Alibaba-Gründer Jack Ma ins Visier der politischen Führung geriet. Damals hielt der reichste Mann Chinas in Shanghai eine folgenschwere Rede, in der er den von staatlichen Banken dominierten Finanzsektor des Landes als veraltet und rückständig kritisierte. Der ungewöhnlich forsche Angriff hatte zur Folge, das der Börsengang der Alibaba-Finanztochter Ant Group plötzlich abgeblasen werden musste.

Seitdem nimmt sich Peking einen Sektor nach dem nächsten vor, und das ist gut so. Getroffen hat es etwa den Essenslieferdienst Meituan. Die Regierung kündigte an, die Regulierung des Marktes für Essenslieferungen drastisch zu verschärfen. So müssen Zusteller künftig wenigstens das örtliche Mindesteinkommen verdienen und versichert werden. Tencent ist unter anderem von neuen Regeln betroffen, wonach Minderjährige in China nur noch drei Stunden pro Woche mit Online-Spielen verbringen dürfen. Bei Bytedance, dem Eigner der populären Video App Tiktok, hat sich die Regierung durch den Kauf von Anteilen gleich einen Posten im Vorstand gesichert.

Ebenfalls unter Druck geriet der chinesische Fahrdienst-Vermittler und Uber-Konkurrent Didi. Nur Tage nach seinem Börsengang in New York verbot Peking dem Konzern, seine Apps weiterhin in chinesischen App-Stores anzubieten, weil „schwerwiegende Verstöße“ im Umgang mit personenbezogenen Daten festgestellt worden seien.

Chinas Maßnahmen ärgern die Konzerne – doch das Volk jubelt.

Künftig sollen chinesische Tech-Firmen vor einem Börsengang im Ausland erst eine Genehmigung einholen müssen, wenn sie über sensible Daten verfügen. Praktisch könnte dieser Schritt bedeuten, dass so gut wie keine chinesische Internet-Firma mehr in den USA an die Börse gehen kann.

Die von Peking beschlossenen Maßnahmen sind zwar nicht unbedingt im Interesse der Konzerne – für die Gesellschaft können sie jedoch durchaus positive Effekte haben. Alibaba darf Händler etwa nicht mehr dazu zwingen, Produkte exklusiv auf den eigenen Plattformen anzubieten. Hier könnten sich Ebay und Amayon ein Beispiel daran nehmen.

So soll mehr Wettbewerb ermöglicht werden. In sozialen Medien applaudierten zudem viele Nutzer der Entscheidung, gegen ausufernden Nachhilfeunterricht in China vorzugehen, mit dem einige wenige Online-Anbieter viel Geld verdienten. Die Bedürfnisse der Kinder blieben dabei jedoch auf der Strecke.

Investoren uneinig über Trend: „Sehe kein Ende des regulatorischen Crackdowns“
Professionelle Investoren sind sich uneinig, wie es weitergeht. „Ich sehe kein Ende des regulatorischen Crackdowns“, sagte etwa Paul Pong von der Investment-Gesellschaft Pegasus dem Finanzdienst Bloomberg. Andere Analysten zeichnen ein optimistischeres Bild der Lage. Bei vielen Konzernen sprudelten die Gewinne trotz der neuen Regeln schließlich immer noch.

In Peking stehen die Zeichen weiter auf aufräumen und umverteilen. Mehrere große Staatsmedien verbreiteten so zustimmend den radikalen Kommentar eines Internet-Bloggers. „Dies ist eine Transformation von kapitalzentriert zu menschenzentriert“, schrieb der Autor in seiner Lobeshymne zum derzeitigen Crackdown und fügte hinzu: „Der Kapitalmarkt wird kein Paradies mehr für Kapitalisten sein, um über Nacht reich zu werden, sondern er sollte allen Menschen dienen“.

Dies ist auch das, was unsere Mutterfirma Humaninvest unter dem Stichwort Humanfinanz versteht.

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Neue Seidenstrasse. Erster chinesischer
Güterzug trifft in Wilhelmshafen ein

Der erste Direktzug aus China ist diese Woche in Wilhelmshaven eingtroffen. Und dieser hat eine wirklich lange Reise hinter sich. Mehr als 10.000 Km hatte der Zug in den letzten 19 Tagen absolviert. Gestartet war er in der chinesischen Stadt Hefei in der Provinz Anhui. Zum Vergleich: Ein Schiff hätte für diese Strecke fünf bis sechs Wochen benötigt.

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Güterzug trifft in Wilhelmshafen ein“
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China ist neuer Exportweltmeister –
Deutschland verliert die Vormacht im Maschinenbau

Erstmals verkauft China mehr Maschinen ins Ausland als Deutschland. Alarmierend: Bei komplexeren Produkten wird die Volksrepublik immer besser und erobert Weltmarktanteile. Ein Konjunktur-Effekt könnte Deutschland aber immerhin kurzfristig zurück an die Spitze bringen.

Deutschlands Maschinenbauer haben ihren Titel als Exportweltmeister verloren. 2020 war erstmals China das weltweit wichtigste Lieferland für Maschinen und Anlagen, zeigt eine aktuelle Studie des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), die nun vorliegt.

Auf rund 1,05 Billionen Euro wird der globale Maschinenaußenhandel im Jahr 2020 auf Grundlage von Daten der nationalen Statistikämter geschätzt. Das Volumen lag damit krisenbedingt fast zehn Prozent niedriger als noch ein Jahr zuvor. Chinas Anteil an diesen internationalen Verkäufen betrug rund 165 Milliarden Euro oder umgerechnet 15,8 Prozent.

Deutschland wiederum hat Maschinen und Anlagen im Wert von 162 Milliarden Euro exportiert, das entspricht einem Marktanteil von 15,5 Prozent. Damit liegen die Chinesen in der Außenhandelsstatistik des Maschinenbaus nun erstmals vorne. Zum Vergleich: 2019 hatten die deutschen Anbieter noch einen Vorsprung von rund 1,4 Prozentpunkten gegenüber der Konkurrenz aus der Volksrepublik.

Neben Deutschland verzeichnen auch andere große Exportnationen von Maschinen und Anlagen im Gegensatz zu den Chinesen einen tendenziellen Rückgang bei ihrem Anteil am Weltmaschinenhandel – allerdings ohne, dass sich das Ranking auf den folgenden Rängen geändert hat. Die USA zum Beispiel liegen mit 9,1 Prozent am weltweiten Maschinenexport weiter auf Platz drei, gefolgt von Japan mit knapp 8,6 Prozent und Italien mit 6,7 Prozent.

Wirklich überraschend ist der Wechsel an der Spitze indes nicht. „China ist mit weitem Abstand der größte Maschinenproduzent der Welt“, beschreibt Ulrich Ackermann, der Leiter Außenwirtschaft beim VDMA. Und tatsächlich liegt das Umsatzvolumen von in der Volksrepublik hergestellten Maschinen mit zuletzt 924 Milliarden Euro fast genauso hoch wie die Erlöse der vier in diesem Ranking nachfolgenden Nationen USA, Deutschland, Japan und Italien zusammen. „Es war also nur eine Frage der Zeit, bis China auch Spitzenreiter beim Maschinenaußenhandel wird“, sagt Ackermann.

China profitierte deutlich von der weltweiten Pandemie

Zumal von dort nicht mehr nur die einfachen Standardmaschinen kommen. „Die Konkurrenz aus China ist mittlerweile auch im mittleren Segment angekommen.“ Die Exporte gehen damit nicht mehr nur in Schwellenländer, etwa in Afrika und Asien. Auch in Deutschland ist China mittlerweile der größte ausländische Lieferant. Wobei das auch mit dem Engagement deutscher Unternehmen in der Volksrepublik zusammenhängen dürfte, wie Experte Ackermann betont. Werden zum Beispiel von diesen Firmen einzelne Maschinen oder Anlagenteile ins Stammwerk nach Deutschland geholt, zählen auch diese Produkte in der chinesischen Exportstatistik mit.

Zwar könnte sich die Reihenfolge im Exportranking angesichts des nur knappen Vorsprungs im Jahr 2021 nochmals ändern – weil es einen massiven Corona-Effekt gab. „Die Pandemie hat Chinas Aufstieg einen kräftigen Schub verliehen, weil das Land sehr früh und nur sehr kurz betroffen war, während der europäische Absatzmarkt durch die Pandemie einen kräftigen Dämpfer erlitten hat“, beschreibt Ackermann. Dort aber seien deutsche Anbieter die mit Abstand wichtigsten Lieferanten. „Eine starke wirtschaftliche Erholung in der EU könnte also dafür sorgen, dass die Maschinenexporte aus Deutschland im laufenden Jahr stärker wachsen und der Branche eine Rückkehr an die Spitze ermöglichen.“

Und diese Erholung deutet sich tatsächlich an, wie die jüngsten Zahlen zum Auftragseingang der deutschen Vorzeigebranche zeigen: Im Mai legten die Bestellungen nach VDMA-Angaben um real 47 Prozent zu, getrieben vor allem durch Auslandsorder. Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum März bis Mai lag das Plus bei ebenfalls 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus dem Inland kamen dabei 36 Prozent mehr Bestellungen, die Auslandsaufträge legten um 52 Prozent zu. „Der Maschinenbau bleibt eindeutig auf Wachstumskurs“, kommentiert VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Dennoch gilt: Mittel- und langfristig spricht der Trend klar für China, heißt es in der aktuellen Studie des Verbands.

Und das nicht allein aufgrund der Größe. Peking fördert darüber hinaus auch die Entwicklung des Maschinenbaus in der Volksrepublik im Allgemeinen und den Export im Besonderen. Das spüren die heimischen Anbieter in vielen Teilen der Welt, etwa in Russland: 2010 waren die deutschen Anbieter dort noch Marktführer mit einem Anteil von fast 25 Prozent, wie der VDMA berichtet. Mittlerweile dagegen liegt der Marktanteil nach Verbandsangaben nur noch bei rund 15 Prozent. Neuer Spitzenreiter ist stattdessen China mit über 20 Prozent des dortigen Geschäfts.

Hinter dieser Förderung steht die sogenannte „Made in China 2025“-Strategie, mittels der das Land die technologische Vorherrschaft auf verschiedenen industriellen Feldern anstrebt, darunter auch bei intelligenter Fertigung oder in den Bereichen Robotik und Landtechnik. Der VDMA hat nun zusammen mit dem Schweizer Maschinenbauverband Swissmem und dem China-Beratungsunternehmen Sinolytics eine Zwischenbilanz von „Made in China 2025“ gezogen. Und die fällt gemischt aus.

Einerseits ist China in vielen Punkten schon deutlich vorangekommen und in vielen Bereichen zu einem „ernst zu nehmenden Wettbewerber“ geworden, wie Experte Ackermann sagt. Dafür stecke die Regierung umfangreiche Ressourcen in Forschung und Entwicklung, zugleich greife Peking aber auch verstärkt in den Markt ein, etwa durch vorteilhafte Finanzierungsangebote oder einen eingeengten Zugang zu staatlichen Ausschreibungen, was zu Wettbewerbsnachteilen für ausländisch investierte Unternehmen führe. „Außerdem hat China die Bedeutung der Standardisierung entdeckt und versucht nicht nur in den internationalen Normungsgremien seinen Einfluss zu erhöhen, sondern setzt zunehmend auf lokale Industriestandards“, erläutert Ackermann.

Andererseits zeigt die Studie, dass China in vielen Sektoren im Vergleich zu den internationalen Wettbewerbern noch immer zurückliegt. „Die vernetzte Produktion, also das Thema Industrie 4.0, ist weiterhin das große Plus der europäischen und vor allem der deutschen Maschinenbauer“, sagt Ackermann. Da gebe es noch immer einen ganz erheblichen Vorsprung – und damit auch einen spürbaren Nachholbedarf, der gute Exportchancen verspreche.

„Hochwertige Technologie ist gefragt, aber im eigenen Land kaum verfügbar“, fasst Ackermann zusammen. „Unsere Produkte sind also weiter hochattraktiv für die Chinesen.“ Entsprechend gut sehen aktuell die Zahlen für das China-Geschäft der deutschen Maschinenbauer aus: Im ersten Quartal 2021 wurden laut VDMA und Statistischem Bundesamt Anlagen im Wert von fast fünf Milliarden Euro von Deutschland aus in die Volksrepublik geliefert. Das ist ein Plus von gut 20 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Und auch im April hat sich diese Tendenz nahtlos fortgesetzt, meldet der Branchenverband.

„Made in China 2025“ hat also auch positive Auswirkungen für die europäischen Anbieter und deren Geschäft. Das jedenfalls meinen 36 Prozent von 222 befragten Mitgliedsfirmen von VDMA und Swissmem. Gleichzeitig melden aber auch 42 Prozent, dass sie politische Restriktionen bemerken.

„Deutschland und die EU sollten dennoch nicht nach Protektionismus rufen, sondern dieser Herausforderung mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen begegnen“, sagt Verbandsvertreter Ackermann. „Dazu müssen wir unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit verbessern.“ Gleichzeitig fordert er aber ein, dass die EU unaufhörlich auf Ungleichheiten aufmerksam macht und die Chinesen an die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) erinnert. „Gleichzeitig sollte die EU ihre handelspolitischen Instrumente neu ausrichten und etwa den Binnenmarkt vor subventionierten Wettbewerbern aus China schützen sowie Maßnahmen zur Öffnung der chinesischen Märkte für öffentliche Beschaffungen ergreifen.“

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Verheerende Lieferengpässe bei Computerchips

Zwei bis vier Millionen Autos können nicht gebaut werden im ersten Halbjahr 2021 – weil Mikrochips fehlen. Gründe für den Lieferengpass sind beispielsweise Rohstoff-Mangel oder geopolitische Spannungen zwischen China und den USA. Für die Zukunft droht eine Abhängigkeit Europas von der asiatischen Produktion.

Die Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums äußert sich zu einem ungewöhnlichen Vorgang: „Es ist zunächst richtig, dass es bei den Produktionskapazitäten bei asiatischen Herstellern von Halbleiter-Produktionen aktuell sehr hohe Auslastungen gibt.“

Medien berichten, wegen akuter Lieferengpässe bei Mikrochips für die Autoindustrie habe Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier von der CDU einen Brief an die taiwanesische Regierung geschrieben. Das wirft Fragen auf – nicht nur, weil die Bundesrepublik Taiwan nicht als Staat anerkennt. Die Sprecherin des Wirtschaftsministers bestätigt einen Kontakt, wenngleich nur mit knappen Worten.


„Deshalb beobachten wir die Lage da im Markt auch sehr genau und befinden uns im Austausch mit der Automobilindustrie, aber auch im Austausch mit dem taiwanesischen Wirtschaftsministerium.“

Alle neuen Fahrzeuge benötigen moderne Computerchips

Wenig später verspricht Taiwan der Automobilindustrie Abhilfe. Wirtschaftsministerin Wang Mei-hua erklärt, mehrere führende Chiphersteller seien bereit, ihre Kapazitäten so weit wie möglich aufzustocken. Das werde aber seine Zeit dauern. Das Versprechen richtet sie auch an die USA. Denn der Chipmangel ist ein globales Problem.
Überall auf der Welt stehen Auto-Fabriken Anfang des Jahres zeitweise still. Nicht nur Deutschland mischt daher plötzlich mit im Halbleiter-Markt. So verkündete die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki: „Die Regierung macht gerade potenzielle Engpässe in der Lieferkette ausfindig und arbeitet aktiv mit den wichtigsten Industrievertretern und Handelspartnern an einer Lösung.“
Warum aber sind die kleinen Mikrochips so wichtig, dass sie ganze Produktionslinien lahmlegen?
„Also die Chips, die bei uns momentan fehlen, das sind primär komplexe Chips für die Steuerung von Bremssystemen, Motorsteuergeräten und anderem. Das heißt insbesondere leistungsfähige Mikrocontroller“, sagt Joachim Damasky, technischer Geschäftsführer beim Verband der Automobilindustrie.

Die Produktion ist zeitaufwendig und kompliziert

Michael Töpper vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration in Berlin: „Ein schönes Beispiel sind eigentlich diese Fahrerassistenzsysteme. Ihr Auto parkt automatisch ein. Ihr Tempomat, der steuert auch die Entfernung. Das heißt, Sie haben immer irgendwo eine Umfelderkennung: Irgendein Sensor detektiert was – und dann brauchen Sie aber eine Datenverarbeitung, einen Controller. Weil der muss ja dann eine Entscheidung fällen, so nach dem Motto: Jetzt brems‘ doch mal! Also das Auto wird automatisch gebremst und beim automatischen Einparken wird auch das Lenkrad automatisch bewegt. Und genau das sind natürlich diese Mikrocontroller.“
„Man muss sich vorstellen, dass ein Auto heute mehr Softwarecode hat als ein Flugzeug“, ergänzt der Autoanalyst Arndt Ellinghorst von Bernstein Research in London. „Die Ansprüche sind enorm hoch, weil alles was im Auto passiert ist natürlich höchst sicherheitsrelevant. Wenn etwas nicht funktioniert, können Leute sterben. Und insofern ist natürlich alles, was mit Halbleitern, mit Informationen im Fahrzeug zu tun hat, extrem relevant. Und wenn die Teile an der ein oder anderen Stelle fehlen, dann kann man die Autos nicht produzieren.“

Ellinghorst schätzt, dass im ersten Halbjahr weltweit zwei bis vier Millionen Autos nicht gebaut werden können, weil Mikrochips fehlen.

Denn die komplizierte Produktion kann nicht von einem Tag auf den nächsten hochgefahren werden. Hauchdünne Siliziumscheiben, sogenannte Wafer, werden in mehr als 1.000 Prozessschritten so bearbeitet, dass winzig kleine Strukturen darauf entstehen.
Fraunhofer-Forscher Michael Töpper: „So ein Wafer hat eine Durchlaufzeit in der Halbleiterfabrik irgendwas zwischen sechs Wochen und drei Monate. So lange dauert das, bis die Siliziumscheibe eigentlich als nackte Scheibe, als Einkristall, durch die Fertigung durch ist und dann eigentlich ein fertiger Chip hergestellt wird.“
Dabei wird das Silizium mehrfach beschichtet und mit speziellen Schablonen belichtet, kleinste Stellen werden verätzt und mit Ionen beschossen. So entstehen, je nach Durchmesser der Scheibe und Größe der Chips, einige Dutzend bis mehrere Tausend Chips auf einem Wafer.
Das alles passiert in sogenannten Reinräumen: speziellen Fabriken mit stabiler Temperatur und Luftfeuchtigkeit, in denen die Luft beinahe staubfrei ist. Denn schon kleinste Partikel könnten die Produktion torpedieren: Die Strukturen auf den fertigen Chips sind winzig, gemessen werden sie in Nanometern. Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter.

Lieferprobleme haben vielfältige Gründe

Trotz ihrer geringen Größe können Mikrochips aber nicht auf Halde produziert werden, erklärt Reinhard Ploss, Vorstandschef des Chipherstellers Infineon, bei der Quartalspressekonferenz seines Unternehmens Anfang Februar: „Halbleiter – auch wenn man’s kaum glauben mag – haben ein Verfallsdatum. Irgendwann können wir die auch aus Qualitätsüberlegungen nicht weiterverwenden. Deswegen legen wir keine endlosen Bestände an Lager.“


Kunden müssen also frühzeitig bestellen, um pünktlich beliefert zu werden. Dieses System ist in den vergangenen Monaten an seine Grenzen geraten. Versorgungsengpässe bei Rohstofflieferanten, geopolitische Spannungen zwischen China und den USA sowie ein durch die Corona-Pandemie verzerrter Markt für die Miniatur-Rechner sind die Gründe.
Abhängig von chinesischer Silizium-Produktion

Angefangen beim wichtigsten Rohstoff für Mikrochips, dem Silizium. Das Halbmetall kommt zwar auf der Erde sehr häufig vor. Von weltweit rund acht Millionen Tonnen wurden 2020 aber mehr als fünf Millionen Tonnen in China produziert. Dafür wird Quarz bei hohen Temperaturen geschmolzen, ein extrem energieintensiver Vorgang. Und hier fangen die Probleme an, erklärt Jost Wübbeke, Direktor der auf China spezialisierten Analyse- und Beratungsfirma Sinolytics: „Es gab Probleme in der Stromversorgung, gerade durch steigende Strompreise und da haben viele Schmelzen sozusagen die Produktion runtergefahren. In diesem Fall zeigt sich halt so diese Abhängigkeit von der chinesischen Silizium-Produktion in einer ganz großen Deutlichkeit.“

Abhängig von chinesischer Silizium-Produktion

Angefangen beim wichtigsten Rohstoff für Mikrochips, dem Silizium. Das Halbmetall kommt zwar auf der Erde sehr häufig vor. Von weltweit rund acht Millionen Tonnen wurden 2020 aber mehr als fünf Millionen Tonnen in China produziert. Dafür wird Quarz bei hohen Temperaturen geschmolzen, ein extrem energieintensiver Vorgang. Und hier fangen die Probleme an, erklärt Jost Wübbeke, Direktor der auf China spezialisierten Analyse- und Beratungsfirma Sinolytics: „Es gab Probleme in der Stromversorgung, gerade durch steigende Strompreise und da haben viele Schmelzen sozusagen die Produktion runtergefahren. In diesem Fall zeigt sich halt so diese Abhängigkeit von der chinesischen Silizium-Produktion in einer ganz großen Deutlichkeit.“ Und es zeigt auch deutlich, wie tief heute die Verflechtung zwischen China und Deutschland bereits fortgeschritten ist“. Jede Rivalität und Einmischung in die inneren Angelegenheiten des jeweils anderen Landes verbieten sich deshalb von selbst. Gefordert ist vielmehr eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil.

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Finanzielle Sicherheit, Vermögens- und Kontoschutz in Zeiten der Insolvenzen und des Lockdowns.

Deutschland verschuldet sich

Die deutsche Regierung hat das größte Hilfspaket in der Geschichte der Bundesrepublik auf den Weg gebracht. Mit dem sog. Corona Schutzschild wird versucht die Wirtschaft zu stabilisieren, und mobilisiert massive Finanzmittel für Beschäftigte, Selbstständige und Unternehmen. Und sie bemüht sich zumindest das Gesundheitssystem nachhaltig zu stärken. Zu deutsch, es wurde und wird eine ungeheure Menge Geld ausgegeben. Geld auf Pump!

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China etabliert weltgrößte Freihandelszone

China und die Staaten der ASEAN Gemeinschaft, sowie weitere Staaten, haben eine umfassende Handelsgemeinschaft (RCEP) geschlossen. Sie umfasst 2,2 Milliarden Menschen und rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Diese nimmt am 01. Januar 2022 ihre Arbeit auf. China vergrößert damit seinen Einfluss im Asien-Pazifik-Raum auf ungeahnte Weise. Nicht militrisches Säbelrasseln, wie von einigen Ewiggestrigen im südchinesischen Meer praktiziert, bringt Macht, Ansehen und Wohlstand, sondern der friedliche Handel der Völker zum gegenseitigem Vorteil.

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Zombie-Unternehmen und Zombie-Banken. Ist 2020 eine neue Finanzkrise überhaupt noch abwendbar?

Die wichtigste Ertragssäule der Banken – das Zinsgeschäft – exististiert seit der Abschaffung des Zinses in der Euro-Zone nicht mehr. Der Leistzins der EZB steht nicht nur bei Null, sondern mittlerweile sogar bei -0,5%. Nahezu alle Geldhäuser befinden sich deshalb bereits in einer kaum mehr auflösbaren Ertragskrise.

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