In Johannesburg trafen sich ab 22.08.2023 die Vertreter der fünf durchaus mächtigen BRIGS Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) zum mehrtägigen Gipfeltreffen. Dieses Treffen hat weitere Signale für die neue kommende Weltordnung ausgesendet. Er richtete sich gegen die westliche Dominanz, vor allem aber gegen die Hegemonie der USA, die zu ihrem Erhalt sehr viele Kriege führte , oder zumindest aktiv unterstützte.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2009 sieht sich die BRICS-Gruppe als Verbund unabhängiger Staaten und aufstrebender Wirtschaftsnationen. Ihr Gewicht ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, seit sich nun eine neue multipolare Weltordnung langsam herausbildet und das internationale Gefüge sich ebenfalls zunehmend verändert. Der 15. Gipfel in Johannesburg hat deshalb eine starke Signalwirkung entfaltet, und es wurde beschlossen dass sich der Verbund um weitere Mitglieder erweitern wird.
Dies werden ab 1. Janurar 2024 dann Iran, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Äthiopien und Argentinien sein. Desweiteren stehen mehr als 20 weitere Kandidaten auf einerWarteliste.
Wie und in welchem Zeitrahmen dies geschehen wird, auch darüber wurde gesprochen. Einig sind sich jedoch alle, dass die BRICS zukünftig dadurch unvermindert an gepolitischem Gewicht gewinnen werden.
Wer sind die bisherigen BRICS-Staaten?
Die Abkürzung BRICS steht für die Anfangsbuchstaben der Mitglieder der informellen Staatengruppe: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Das Kürzel entstand in Reaktion auf die bereits existierenden „G“- Gruppen der reichen Industriestaaten (G7, G8, G20). Seit ihrer Gründung gibt es deshalb regelmäßige Gipfeltreffen dieser aufstrebenden Länder.
Der Staatenbund besteht bisher aus sehr unterschiedlichen Staaten, von denen die Mehrheit nicht demokratisch nach westlichem Muster regiert wird. Die fünf Mitglieder sind hinsichtlich ihrer Größe, Wirtschaftskraft und außenpolitischen Rolle sehr verschieden, jedoch ergänzen sich deren wirtschaftliche Stärken auf geradezu ideale Weise. Aber sie verbindet vor allem der Wunsch nach einer multipolaren Welt mit einer neuen globalen Weltordnung, in der sie dann nicht mehr am Rande stehen werden. Nicht zu vergessen ist auch das militärische Potenial der BRICS Staaten. Drei davon sind Atommächte.
Die Stärken der BRICS Staaten
Brasilien
Das südamerikanische Land verfügt über einen sehr großen Binnenmarkt mit noch geringer Marktsättigung. Gut vor allem für Chinas preisgünstige Erzeugnisse. Jedoch auch über einen großen Rohstoffreichtum und ein Übermaß an natürlichen Ressourcen. Zudem eine hochproduktive Agrarwirtschaft mit großem Verarbeitungspotenial der dort erzeugten Produkte. So ist Brasilien der weltweit größte Produzent von Zucker (Zuckerrohr), Kaffee, Rindfleich, und Geflügelprodukten. Ein hoher Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung (Wasserkraft, Solar), runden die Sache ab.
Russland
Russland ist flächenmäßig das größte, aber auch wohl rohstoffreichste Land der Erde. Es kann vor allem so durch seine im Boden schlummernden Bodenschätze (Erze, Oel, sowie Gas) den anderen BRICS Staaten stets eine günstige Rohstoff und Energieversorgung gewährleisten. Es besitzt neben seiner ebenfalls starken Agrarindustrie zudem auch großes Know How in der Luftfahrt- und Weltraumtechnik, der Nukleartechnologie, Rüstungsindustrie, sowie in zahlreichen medizinischen Bereichen.
Indien
Was nur Wenige wissen, Indien ist der weltweit größte Produzent von aus Erdöl gewonnenen Produkten, wie z. B. der Granulate zur Kunststofferzeugung. Das in der Welt genutzte Plastik beruht hierbei zu mehr als 70% aus indischen Vorprodukten. Zudem ist das Land bereits quantitativ der weltweit größte Hersteller von Pharmaprodukten und Erzeuger deren Grundstoffe. Neben dessen starker Software Industrie (Dienstleistung), ist es inzwischen auch das bevölkerungsreichte Land der Welt mit dem größten bisher kaum gesättigten Konsumentenmarkt. Lesen sie zu Indien auch unsere spezielle Analyse.
China
Hierbei handelt es sich inzwischen um die wirtschaftlich, sowie auch technologisch führende Weltmacht. An Kaufkraft gemessen, und das ist die realistischere Messmethode für das Bruttoinlandsprodukt, ist China hierbei schon seit einigen Jahren wirtschaftlich stärker als die USA (siehe hier).
Doch auch technologisch hat China inzwischen die USA in 37 von ingesant 44 Schlüsseltechnologien hinter sich gelassen. Gleich mehrere weltweite Studien belegen dies, wobei die des Australian Strategic Policy Institute (ASPI) die umfangreichste und wichtigste darstellt. Studie mit allen Infos und vielen Grafiken als PDF Datei hier abrufen.
Südafrika
Das Land ist das Kleinste und auch vom Wachstum her schwächste Land der BRICS. Trotzdem wurde es aufgrund seines zukünftigen Potenials in den Staatenbund mit aufgenommen. Schon heute ist es nämlich die zweitstärkste, jedoch technologisch fortschrittlichste Volkswirtschaft in Afrika, und dies mit steigender Tendenz.
Seine hauptsächlichen Exportgüter sind Edelmetalle (Gold), sowie auch marktbeherrschend Diamanten, Erze, aber auch inzwischen Fahrzeuge und Zulieferteile. Südafrika ist jedoch heute schon ein sogenannter Brückenkopf der digitalen Seidenstrasse Chinas. Gleich 5 große chinesische Telekommunikationsanbieter betreiben von dort aus ihre Netzwerk Expanison im gesamten afrikanischen Kontinent (Huawai, ZTE, BKK, Alibaba, Transission), mit einem Marktanteil in Afrika von inzwischen mehr als 90%.
Wie hat sich die BRICS bisher entwickelt?
Mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung leben in den fünf BRICS-Ländern. Sie tragen mittlerweile stärker zum globalen Bruttoinlandsprodukt bei als die etablierten G7 Industrieländer. Und die Aufnahme der oben genannten weiteren Länder wird die BRICS noch weiter stärken.
Bisherige Anteile am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Das sollten die Regierungen der G7 Staaten, wenn sie klug sind, nicht länger ignorieren, sagt Professor Fulufhelo Netswera, der in Südafrika an der Durban University of Technology lehrt und vor zwei Jahren das BRICS Research Institute gegründet hat.
Tatsächlich wurden die BRICS bei ihrer Gründung 2009 vom Westen eher belächelt. Diese Zeiten sollten jedoch nun vorbei sein. Nicht nur wegen der Wirtschaftskraft der fünf Staaten, sondern auch weil ihre geopolitische Bedeutung beständig sehr stark zunimmt. Statt einer Welt, die von einigen wenigen Supermächten dominiert wird, streben die BRICS jedoch eine echte multipolare Ordnung an.
Seit Jahren fordert Südafrika einen permanenten Sitz im Weltsicherheitsrat, auch als Vertreter des afrikanischen Kontinents. Indien und Brasilien streben ebenso einen Sitz an, inklusive Veto-Recht. Das gemeinsame Ziel der BRICS-Staaten sei nicht die Abschaffung, sondern eine grundlegende Reform der Vereinten Nationen, betont Südafrikas BRICS-Sonderbotschafter Anil Sooklal.
Welche Rolle spielt China?
Die Großmacht China dominiert die Gruppe, schon allein weil die chinesische Wirtschaft größer ist, als die der Volkswirtschaften von Brasilien, Russland, Indien und Südafrika zusammen. Gleichzeitig ist China für alle anderen BRICS-Staaten ein wichtiger Wirtschafts- und Handelspartner. Die Übermacht Chinas wird von einigen BRICS-Mitgliedern, wie z. B. Indien, jedoch etwas kritisch gesehen, denn man will sich keinesfalls einen neuen Hegemon erschaffen, dem man sich dann unterzuordnen hat.
China betrachte eine Erweiterung zu BRICS+ als Teil seiner Strategie zur Neugestaltung der internationalen Ordnung und werde dabei von Russland unterstützt, schreiben die deutschen Wissenschaftler Günter Maihold und Melanie Müller in ihrer aktuellen Studie „Eine neue Entwicklungsphase der BRICS“ bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin (siehe Link).
Sie schreiben darin: „Die drei anderen Mitglieder Brasilien, Indien und Südafrika standen hingegen diesem Interesse an einer Erweiterung zunächst sehr reserviert gegenüber, da sie durch eine Aufnahme neuer Mitglieder ihren eigenen Status gefährdet sahen – nicht zuletzt auch deshalb, weil sich einige wirtschaftlich sehr starke Akteure unter den potenziellen Beitrittskandidaten befinden.“ Darüber hinaus befürchteten sie, dass sich das bereits bestehende chinesische Übergewicht verstärken würde.
Was waren die Ergebnissedes Gipfels in Johannesburg?
Die Außenminister der BRICS-Länder trafen sich bereits zuvor Anfang Juni in Südafrika, um die wichtigsten Tagesordnungspunkte des 15. Gipfels zu besprechen: Dies waren die Aufnahme neuer Mitglieder und den Aufbau einer eigenen Währung. Dies vor allem um die bestehende Vormachtstellung des US Dollar aufzuweichen und langfristig zu brechen.
Neben den oben genannten neuen und bereits ratifiyierten neuen BRICS Länder stehen nun 23 weitere Bewerberstaaten auf einer poteniellen Beitrittsliste. Darunter regionale Schwergewichte wie Nigeria, Bolivien, Thailand und Indonesien.
Ihre Motivation ist unterschiedlich: Der globale Süden ist bereits unter dem Eindruck der Corona-Pandemie näher zusammengerückt. Andere Staaten suchen in der aktuellen geopolitischen Situation Schutz oder verfolgen wirtschaftliche Interessen. Länder wie Kuba, Belarus oder Venezuela interessiert an BRICS vor allem eine anti-amerikanische Ausrichtung.
Bisher ist die Struktur des BRICS-Bündnisses im Aufbau. Einige Institutionen wurden bereits gegründet – darunter die New Development Bank. Diese soll später ein geplantes Gegenstück zur dollarorientieren Weltbank werden. Bisher finanzierte die neue globale Bank in erster Linie jedoch Entwicklungsprojekte. Sie hat auch bereits neue Mitglieder aufgenommen: Ägypten, Bangladesch, Uruguay und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Andere sind interessiert, teils explizit, um die Konsequenzen westlicher Sanktionen abzufedern. Zunächst soll jedoch der Anteil internationaler Transaktionen in den Währungen der BRICS-Staaten steigen. Erst dann soll ein langsamer Übergang zu einer gemeinsamen neuen Währung erfolgen.
Zuerst jedoch nur als reine Handelswährung, die dann ausschließlich zwischen den BRICS Mitgliedsstaaten genutzt wird. . Vorbild ist hierbei der ECU (European Currency Unit) der von 1979-1998 die interne Handelswährung der Europäischen Union darstellte. Aus ihr entstand dann schliesslich der Euro. Im Gegensatz zu ECU und Euro soll die neue Währung der BRICS jedoch „goldgedeckt“ sein.
„Dies schaffe Vertrauen, denn die BRICS Staaten wollen langfristig die Dominanz des US-Dollars brechen“, sagt der bereits erwähnte Professor Fulufhelo Netswera. „Der US-Dollar hättet seine Rolle nun endgältig gespielt, so wie das Britische Pfund oder der Gulden zuvor“.
Er führt weiter aus: „China und Russland hätten bereits bilaterale Abkommen, ebenso Indien und Russland.“ Es gebe zwar Probleme, aber BRICS brauche dieses neue System. Dabei dürfe allerdings nicht künftig die chinesische Währung dominieren“.
Dies scheint wohl inzwischen Konsens innerhalb des BRICS zu sein. Und Südafrikas Sonderbotschafter Anil Sooklal zufolge werden sich diese strukturellen Veränderungen auf wirtschaftlicher und politischer Ebene weltweit auswirken. „BRICS ist zu einer starken globalen Kraft geworden, die die Welt verändern wird. Dieser Wandel kommt nicht freiwillig. Wir werden eine große tektonische Veränderung in der globalen geopolitischen Architektur sehen – und zwar beginnend mit dem diesjährigen Gipfel in Südafrika.“
Auch unsere Muttergesellschaft Human Invest, als großer schweizerisch-asiatischer Finanzdienstleister, hat ihr Augenmerk nun ebenfalles auf die BRICS gerichtet. So wurden die Währungen der BRICS Staaten China und Indien bereits dem bestehenden Angebot an Festgeldkonten hinzugefügt. Weitere werden folgen. Kunden von Human Invest können nun Festgeldkonten, bei gleichen hervorragenden Konditionen, auch in den Währungen Renminbi/Yuan und Rupie führen. Lesen sie hierzu den Blog Beitrag zur Währungsdisversifikation für eine maximale Anlagesicherheit (Zum Beitrag).
Startseite