Die Kunden aller deutschen Banken werden zukünftig durch Negativzinsen, oder als Ausgleich dafür, mit stark erhöhten Kontogebühren belastet. Zinsen für angelegtes Geld gibt es jedoch nicht mehr.
Negativzinsen bei Giro und Festgeldkonten
Bankkunden werden nach Einschätzung von Sparkassenpräsident Helmut Schleweis schon bald durch Negativzinsen, oder bei Nullzins, zumindest mit stark steigenden Kontogebühren zu rechnen haben. Guthaben Zinsen wird es jedoch bald nicht mehr geben. Dies betrifft dann sowohl Giro wie auch Festgeldkonten.
Der Grund: Die Europäische Zentralbank (EZB) setze die „bisherigen wirtschaftlichen Spielregeln außer Kraft“, kritisierte Schleweis. „Wir haben schon lange darauf hingewiesen, dass die Auswirkungen eines Tages die breite Bevölkerung erreichen werden“, warnte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV).
Die EZB hat Banken und Märkte auf eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik im Anfang September vorbereitet, mit der sie ein Abrutschen der Inflation verhindern und die Konjunktur in der Eurozone ankurbeln will. Für die Geldhäuser dürfte das noch höhere Strafzinsen für Einlagen bedeuten, die sie bei der Notenbank parken. Lesen sie hierzu unseren Blogg Beitrag vom 02.08.2019.
Banken haben wegen der EZB Geldpolitik große Probleme
Momentan müssen die Banken 0,4% Strafzins für bei der EZB hinterlegtes Geld bezahlen. Können die Banken das von den Sparern angelegte Geld jedoch nicht wieder als Kredite vergeben, bedeutet dies Verluste. So fallen für die Banken im ungünstigsten Fall sowohl die Strafzinsen der EZB, plus die an die Sparer ausgezahlten Guthaben Zinsen an.
Die Nachfrage nach Krediten ist jedoch stark zurückgegengen. Dies ist verständlich, den Deutschland steht am Anfang einer beginnenden Rezession (siehe Blogg Beitrag von Ende Juni 2019). In so unsicheren Zeiten wird jedoch von der Wirtschaft kaum mehr investiert. Bleiben also nur die privaten Kreditnehmer, jedoch setzen die Banken bei diesen für die Kreditvergabe immer höhere Hürden.
Der Grund, bei den einzelnen Krediten ist durch den absoluten Niedrigzins für die Geldhäuser kaum mehr etwas verdient. Kommt es jedoch bei einem Kredit zu einem Zahlungsausfall, so benötigt die entsprechende Bank inzwischen weit mehr funktionierende Kredite um den Schaden wieder auszugleichen. Da hilft es auch nichts, wenn sich die Bank das Geld vorher selbst zum Nullzins von der EZB ausleihen konnte. Die Tilgung bleibt dann trotzdem an ihr hängen.
Zudem können die Banken das Geld der Sparer nicht mehr zum „zocken“ verwenden. So tat es die Deutsche Bank und Commerzbank indem sie jahrelang Geld in die dubiosesten Finanzprodukte investierten. Sie erzeugten dadurch riesige Spekulationsverluste, und es wäre um diese Banken geschehen gewesen, wenn nicht der Staat rettend eingegriffen hätte. Die großen „systemrelevanten“ Banken konnte man jedoch nicht einfach „pleitegehen lassen“, da sie mittels einem Dominoeffekts auch andere Banken und Sparkassen mit in den Untergang gerissen hättem. Deren Verluste blieben also am Steuerzahler hängen.
Um so eine Sache in Zukunft zu verhindern, müssen die Banken nun nach strengeren EU Gesetzen ihre Bereiche „Geschäftsbank“ und „Investionsbank“ voneinander trennen. Spekulieren mit dem Geld der Sparer geht also nicht mehr. Dies war jedoch immer eine wichtige Einnahmequelle der Banken. Und so wird es für viele Geldhäuser inzwischen richtig eng. Viele überleben momentan nur noch vom Verzehr ihres Eigenkapitals. So wird momentan versucht durch Filialschliessungen und Massenentlassungen die eigenen Kosten zu senken. Und selbst die größten Banken sind mittlerweile zu Fusionen gezwungen um wirtschaftlich zu überleben.
Verbot von Negativzinsen widersprechen der Marktwirtschaft
Es enteht nun eine hitzige Diskussion darüber, ob die Banken ihre zusätzlichen Lasten auf breiter Basis an ihre Privatkunden weitergeben dürfen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will Negativzinsen für Sparer jedoch verbieten, Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) möchte den rechtlichen Rahmen dafür zumindest prüfen lassen.
Schleweis, der die Interessen von rund 380 deutschen Sparkassen vertritt, hält ein Verbot von Negativzinsen für falsch: „Das passt nicht zu unserer Wirtschafts- und Rechtsordnung.“ Zugleich betonte er, dass die Möglichkeiten der Sparkassen, die Lasten der Geldpolitik abzupuffern, „endlich“ seien. Im Klartext bedeutet dies, die Banken können nicht ständig mehr ausgeben als sie einnehmen.
Die Sparer haben bisher 300 Milliarden Euro verloren
Um die Sparer zu entlasten, forderte Schleweis staatliche Unterstützung bei der privaten Altersvorsorge. „Die öffentliche Hand hat durch die Geldpolitik bisher Zinsvorteile von rund 360 Milliarden Euro. Die privaten Sparer haben rund 300 Milliarden Euro verloren“, sagte er dem Handelsblatt.
Es läge deshalb nahe, „durch finanzielle Anreize zur Vermögensbildung einen Teil dieser Mittel an die Bürgerinnen und Bürger zurückzugeben“.
Schleweis fürchtet vor allem die langfristigen gesellschaftlichen Folgen der lockeren Geldpolitik der EZB. In Japan hätten jahrelange Minuszinsen zu „wirtschaftlicher Stagnation“ und „deutlich steigenden Kosten für Bankkunden“ geführt, sagte er. „Ich befürchte, dass wir dies auch in Deutschland erleben werden.“
Kommt ein Verbot des Bargelds?
Zu bedenken ist auch, ob die Bankkunden überhapt bei Negativzinsen „mitspielen“ und ihre Konten nicht auflösen und Geld anderweitig aufbewahren oder anlegen. Dies kann eigentlich nur mit einem Bargeldverbot verhindert werden. Zumindest wird es Einschränkungen sowohl beim Bargeld Verkehr, wie auch bei Überweisungen ins Ausland geben. Lesen Sie hierzu unseren Blogg Beitrag vom Januar 2019.
Man kann deshalb jedem Sparer nur raten, „Geld raus aus Europa“. Es macht keinerlei Sinn Geld weiterhin in einem „Rezessionsland“ anzulegen und dessen Nachteile in Kauf zu nehmen.
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