Scheitert der Euro an Italiens Schuldenkrise?

Wir erinnern uns an die Griechenland Schuldenkrise vor ein paar Jahren. Diese konnte mit viel Mühe und starken Belastungen der rettenden EU Staaten gerade noch gemeistert werden. Schon damals wurde verlautbart, dass dies überhauptn nur gelingen konnte, da Griechenland ein relativ kleiner Wirtschaftsraum der EU sei. Wehe uns jedoch, wenn ein größerer EU Staat in Schwierigkeiten dieser Art geriete. Doch genau dieser Zustand ist nun mit der neuen Schuldenkrise Italiens eingetreten.

Italiens Staatsschulden lagen im Juni mit 2,77 Billionen (2.770 Milliarden) Euro so hoch wie noch nie, aber diesmal bei weit höheren Zinsen. Eine Nullzins Rettung wie in Griechenland wird es deshalb nicht mehr geben. So herrscht unter Ökonomen große Aufregung, wobei im allgemeinen Tenor versucht wird die Krise medial herunterzuspielen. Vor allem in den staatlichen Mainstream Medien wird demontrativ Ruhe und Gelassenheit gezeigt. Nicht auszudenken, wenn nämlich Geld aus Italien oder gar der gesamten EU dadurch abgezogen würde. Und so wird eben demonstrativ eine trügerische Ruhe vorgegaukelt.

2,77 Billionen Euro Schulden. Und die Verschuldung nimmt weiter in rasendem Tempo zu

2.766.376.000.000 Euro Schulden meldete die Banca d’Italia für den Juni. Das ist selbst für das hohe Schulden gewohnte Italien ein neuer Negativrekord. Und die Zahlen für Juli stehen noch aus, lassen aber noch Schlimmeres erwarten. Schlimmer deshalb, da sich die Schulden immer schwerer finanzieren lassen. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) auch in der Eurozone die Zinswende (Leitzinserhöhungen) eingeleitet hat, steigen nämlich auch die Zinsen die Italien für immer neue Kredite bezahlen muss.

Zehnjährige Anleihen müssen nun von Italien bereits mit einer Zinsrate von 3,5 Prozent ausgegeben werden. Vor einem Jahr waren es noch unter 1 Prozent, vor 6 Monaten dann 1,9 Prozent. Und jetzt wurden die gezahlten Zinsrn noch einmal verdoppelt. Der Trend ist damit klar absehbar. Schritte die jedoch absolut nötig waren, damit diesem „Pleitestaat“ überhaupt noch jemand Geld leiht.

Nun könnte es den EU Staaten und auch den Deutschen relativ egal sein, wie stark sich Italien noch verschulden muß und wie leicht oder schwer es diese Schulden finanzieren kann. Doch durch den Euro sind beide Länder untrennbar miteinander verbunden. Eine Schuldenkrise in Italien wird so also auch zu einer Krise in Deutschland werden. Und Krisen hat Deutschland bereits wahrlich genug.

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Warum ist eine Schuldenkrise in Italien eine Gefahr für Deutschland?

Eine Schuldenkrise bedeutet nicht, dass ein Land sehr hohe Schulden hat, sondern, dass es zunehmend Probleme hat, die Raten und Zinsen für diese Schulden aus seinem Staatshaushalt zu bezahlen. Gelingt das nicht mehr, wäre es ein Staatsbankrott. Ein solcher würde Italien und seine Bevölkerung hart treffen, hätte aber auch große Auswirkungen auf Deutschland, Österreich und andere EU Staaten. So halten besonders deutsche Banken und Versicherungen viele Staatsanleihen aus Italien, die dann wertlos wären. Der deutsche Finanzsektor würde also Milliardenverluste erleiden.

Ob dies manche der deutschen und europäischen Banken überstehen würden ist sehr fraglich. Einzelne Banken könnten zwar durch die bestehenden Sicherungsfonds gerettet werden, doch bei einer solch systemweiten Krise könnten diese Sicherungen nicht mehr halten was sie versprechen. Auch der Staat könnte diesmal nicht mehr helfen, denn auch dieser ist durch die Kosten der Corona Pandemie, seinem militärischen „Sondervermögen“, sowie der permanenten Kriegsunterstützung für die Ukraine bis über beide Ohren verschuldet.

Bankenpleiten würden aber auch private Sparer und Anleger treffen. Der immer wieder gebetsmühlenartig verkündete Einlagenschutz von 100.000 Euro pro Sparer existiert nämlich seit Jahren nur noch auf dem Papier. Und dies ist unter den Verantwortlichen der zuständigen Ministerien sowie den Banken bereits seit Jahren ein offenes Geheimnis.

So ist dies eben eine weitere Lüge des Staates und von der deutschen Finanzindustrie wird mit dieser Unwahrheit weiterhin schamlos Werbung betrieben. Bereits im Jahr 2019 (also noch vor der Corona Pandmie) gab es hierzu eine große Analyse mit einem Faktencheck von Human Investor.

Heute ist dieser Artikel noch genauso aktuell wie in seinem Veröffentlichungsjahr 2019

Und zwischenzeitlich hat sich die finanzielle Lage Deutschlands und der gesamten EU noch einmal deutlich verschlechtert. Wie bereits geschrieben, nicht nur die Folgekosten der Pandemie belasteten seither den Staatshaushalt, sondern auch die militärische Aufrüstung (Sondervermögen) und die Unterstützung des Krieges in der Ukraine. Ob man den von Inflation und Rezession geplagten Bürgern dann eine „Italienrettung“ noch politisch „verkaufen“ kann, ist mehr als fraglich.

Doch noch schlimmer, möglicherweise wird der Euro durch den eingetretenen Vertrauensverlust der italienischen Finanzkrise und der Nichtbehebung durch die anderen EU Staaten nun crashen. Oft fehlt nur noch ein einziger Tropfen der das Fass dann zum Überlaufen bringt. Auf jeden Fall würde ein italienischer Staatsbankrott den Euro immens schwächen. Ganz einfach deshalb, da internationale Investoren dann nicht mehr in Italien und in den Euro investieren würden.

Auswirkungen eines italienischen Staatsbankrotts

Der Euro würde wohl zu den anderen Weltwährungen einen eklatanten Kursverlust erleiden. Schlecht für Sparer, aber aber auch die Halter von in Euro notierten Aktien und Anleihen (ETF). Ein Staatsbankrott würde aber auch die italienische Wirtschaft ruinieren und somit den Handel mit Deutschland zum Erliegen bringen. Deutsche Unternehmen würden dann Milliardenverluste erleiden, was sich natürlich ebenfalls auf den Aktien- und Anleihenmarkt auswirken würde.

Deshalb sind Italiens hohe Schulden bereits jetzt eine Krise

Fast 2,8 Billionen Euro Schulden sind gewaltig. Vor allem da Italiens Wirtschaft deutlich kleiner ist als die in Deutschland. So hat der Staat damit auch prozentual gesehen viel mehr Verbindlichkeiten. Wie in allen Ländern ist diese Zahl in den vergangenen beiden Jahren der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Diese traf Italien jedoch bedeutend härter als Deutschland. Gemessen an der Bevölkerungszahl starben in Italien fast doppelt so viele Menschen.

Aber: Die reine Summe der Schulden sagt wenig darüber aus, ob Italien sie bezahlen kann. Dafür gibt es den Indikator der Schuldenquote, bei dem die Schulden ins Verhältnis zur Wirtschaftskraft (BIP) gesetzt werden. Je mehr eine Wirtschaft erarbeitet, desto höhere Schulden kann sich ein Staat auch leisten.

In Italien liegt die Schuldenquote aktuell bei rund 126 Prozent des BIP. Sie ist damit doppelt so hoch wie der Maastricht-Vertrag es für Euro-Länder vorschreibt. Rein technisch gesehen, müsste schon jetzt die EU den italienischen Staatsbankrott verkünden, da deren Kriterien in keiner Weise mehr erfüllt werden. Selbst Strafzahlungen deswegen erübrigen sich bei realer Betrachtung der Finanzsituation Italiens. Weltweit liegt Italien damit in den Top Ten der am höchsten verschuldeten Länder der Welt.

Italiens Zukunft ist dunkel

Der Blick in Italiens nahe und mittelfristige Zukunft ist dunkel. Vor rund einem Monat trat Ministerpräsident Mario Draghi zurück. Am 25. September wird in Italien ein neues Parlament gewählt und anschließend ein neuer Ministerpräsident vereidigt. Nach aktuellen Umfragen besteht eine gute Chance, dass die Partei Fratelli d’Italia diese Wahl gewinnt.

Die FDI ist eine erst vor zehn Jahren gegründete Partei, die ihre Parteigeschichte jedoch bis zur Diktatur Benito Mussolinis in den 1940er Jahren zurückverfolgen kann. Zwar distanziert sie sich heute von vielen dessen faschistischer Ansichten, doch die Partei ist immer noch offen nationalistisch und rechtsradikal.

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Schreckt ein rechtsradikal regiertes Land Investoren ab?

Ihre Chefin Giorgia Meloni hat gute Chancen, mit nur 45 Jahren zu ersten Regierungschefin in Italien zu werden. Was das für die Finanzen bedeutet, da hüllt sich die Parteichefin in Schweigen. Jahrelang hat ihre Partei den Euro und die EU verteufelt, im Wahlkampf betont sie jetzt, die Gemeinschaft habe nichts zu befürchten.

Investoren ist das jedoch absolut nicht geheuer. Der starke Zinsanstieg italienischer Staatsanleihen nach Draghis Rücktritt ist auch ein Zeichen dafür, dass auf den Finanzmärkten die Sorge besteht, dass es mit einer neuen FDI-Regierung noch weitaus schlechter wird.

Zieht China bei Italien den Stecker?

Italien ist, wie 18 andere der insgesamt 27 EU Staaten mit der „Neuen Seidenstrasse“ Chinas verbunden. Hierbei ist Italien jedoch momentan das Einzige in Westeuropa liegende Land das offiziell seinen Beitritt erklärt hat.

Dieses als BRI (Belt and Road Initiative) bezeichnetes Infrastrukturprojekt umfasst dabei bereits aktuell mehr als 60 beigetretene Länder in Afrika, Asien und Europa. Die Initiative wurde bereits 2013 gegründet und entwickelt Projekte zum friedlichen Auf- und Ausbau interkontinentaler Handelsnetze.

Die Vorteile für die Staaten bei einem BRI Beitritt sind vielfältig. So können diese meist von einer besseren durch China günstig erstellten Infrastruktur profitieren, die sich konkret im Ausbau von Strassen und Schienennetzen zeigt. Maßnahmen die vor allem auch den Handel erleichtern und die Wirtschaft ankurbeln. Zudem können Seidenstrassen Länder auch von umfassenden Investitionen aus China ihre Wirtschaft deutlich stärken.

Dies alles finanziert China im Normalfall den entsprechenden Ländern durch Kredite, wobei die vorhandene Infrastruktur (zum Beispiel Häfen), aber auch die dortigen Rohstoffe als Sicherheiten dienen. Bei einem Zahlungsausfall gehen diese durch Abtretung oder langjährige kostenfreie Nutzung an China über. Und genau vor diesem Problem steht nun Italien.

So hat das stets verschuldete Italien als Seidenstrassen-Land großzügig chinesische Kredite in Anspruch genommen, kann diese aber nun durch seine Schuldenkrise nicht mehr bedienen. Italien versucht deshalb sich nun von der Initiative zu lösen, wobei der italienische Verteidigungsminister bestrebt ist, das Ganze auf eine militärische, geostrategische Ebene zu heben. Der Beschluss überhaupt beizutreten wird nun plötzlich als ein „grausamer“ Beschluss der Vorgängerregierung bezeichent.

Die Hoffnung Italiens besteht nun darin, dass der „Westen“ die Schulden an China übernimmt, so dass ein Austritt dann vollzogen werden kann. Geostrategisch betrachtet, würde China damit einen wichtigen wirtschaftlichen „Brückenkopf“ in Westeuropa verlieren.

Vielleicht, so wird in Italiens Regierungskreisen spekuliert, ist dies ja den USA das Geld wert, dass dann jedoch wohl seine Vasallenstaaten in Europa zur Kasse bitten würde. Darüber soll dann wohl Ende des Jahres verhandelt werden, wobei noch niemand die Inhalte der Verträge zwischen Italien und China kennt. Möglicherweise zieht aber auch China von sich aus bei einem so unsicheren Kantonisten den Stecker und begnügt sich mit der Verwertung seiner Sicherheiten.

Dem vor der Staatspleite stehenden Italien geht aktuell das Geld aus

So wurden bereits 169.000 Haushalte in Italien jetzt per SMS informiert, dass ihnen ab sofort die Sozialhilfe ersatzlos gestrichen wird. Zahlreiche weitere Haushalte sollen folgen. Dadurch gibt es natürlich Proteste und die Opposition sieht sich im Aufwind. Italiens Bürger sind wütend, und das haben sie bereits auch auf der Strasse lautstark kundgetan.

So haben insgesamt 1,1 Millionen Menschen in Italien bisher das sogenannte Bürgergeld bekommen. Rechnet man Kinder und Ehepartner hinzu profitierten sogar ca. zweieinhalb Millionen Personen. Die neue Regierung Melonis hatte im Dezember beschlossen, die gesamte Sozialhilfe bis Ende 2023 zu streichen. Die momentan 169.000 Haushalte sind also nach Aussagen aus Italiens Regierungskreisen erst der Anfang. Wer die Italiener kennt, weiss das sich diese dass nicht so einfach gefallen lassen. Wie schlecht muss es einem Land gehen, wenn es zu solch drastischen unsozialen Maßnahmen greifen muss.

Ob in diesem Umfeld sozialer Spannungen eine Überwindung der Finanzkrise überhaupt möglich ist, darf bezweifelt werden. Dies wird im Land der gewerkschaftlichen Arbeiterbrigaden und des Generalstreiks ein schwieriges, wenn nicht gar sogar unmögiches Unterfangen werden. So ist ein Staatsbankrott mit allen oben aufgeführten Konsquenzen durchaus in greifbare Nähe gerückt.

Unsere Analysten geben deshalb allen den Rat, sich bei Geldanlagen (egal in welcher Form) vom Euro zurückzuziehen. So sollten vorhandene Mittel (wenigsten zum Teil) in verschiedenen internationalen Währungen angelegt werden (sog Währungs-Disversifikation, siehe Blog Beitrag). Gerade bei den sehr renditestarken Festgeldanlagen mit Garantiezins empfiehlt sich dabei ein Multi Währungskonto von Human Invest. Wobei auch verstärkt asiatische Währungen in Betracht gezogen werden sollten.

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